Gault&Millau 2023 – die jungen Newcomer
Nikolaus Prokop

Gault&Millau, einer der wichtigsten Restaurantführer Österreichs, hat auch für 2023 wieder die besten Persönlichkeiten und Restaurants des Landes gekürt. Insgesamt wurden knapp 1.500 Hauben vergeben – so viele wie noch nie. Ein äußerst wichtiges Thema dabei: Der engagierte und talentierte Nachwuchs der heimischen Gastroszene, der von Gault&Millau eigens vor den Vorhang geholt und mit entsprechenden Awards besonders gewürdigt wurde.

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ine Auszeichnung von Gault&Millau – das ist definitiv eines der wichtigsten gastronomischen Qualitätssiegel überhaupt. In Österreich wurden für 2023 in der aktuellen Gault&Millau-Ausgabe insgesamt 762 österreichische Haubenrestaurants prämiert, 1.486 Hauben sind vergeben worden – so viele waren es noch nie. Außerdem konnten sich 45 Gastronomiebetriebe diesmal eine Ehrenhaube sichern, 36 Lokale verbesserten sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch einmal.

 Der Titel „Koch des Jahres“ geht heuer an Lukas Nagl aus Oberösterreich. Der 35-Jährige verwöhnt seine Gäste im Bootshaus in Traunkirchen mit Fischen aus den Salzkammergutseen und kombiniert diese mit Gemüse und Kräutern aus der Region. Seine Gerichte bezeichnete das Team von Gault&Millau mit hymnischen Worten als „wahre Meisterschaft“. Die Auszeichnung zur besten Pâtissière geht 2023 an Lisa Krispel vom steirischen Weingut Krispel und dem dazugehörigen Spitzenrestaurant „Genusstheater. Den Titel für den besten Service konnte sich Judith Knittelfelder vom Restaurant und Wirtshaus der Geschwister Rauch sichern, beste Newcomerin ist Parvin Razavi von &flora in Wien. Hedi Klinger vom Gasthof Klinger im oberösterreichischen Gaspoltshofen wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet – sie hat ihren Betrieb in diesem Jahr allerdings endgültig geschlossen.

In der Tiroler Weinstuben kocht Österreichs einzige Vier-Haubenköchin: Traudl Sigwart.

Wien konnte sich bundesweit in der aktuellen Gault&Millau-Wertung für 2023 die meisten Hauben sichern. Dahinter liegt Tirol mit 115 ausgezeichneten Betrieben. Dort kocht übrigens auch der jüngste Fünf-Haubenkoch Österreichs: Benjamin Parth steht nun in einer Reihe mit den bewährten Fünf-Haubenträgern wie Konstantin Filippou, Silvio Nickol aus Wien sowie Martin Klein und Karl und Rudi Obauer aus Salzburg. Tirol liegt heuer nicht nur auf dem beachtlichen zweiten Platz in der Gesamthaubenanzahl, sondern hat in diesem Jahr auch so viele Aufsteiger wie kein anderes Bundesland: Nicht weniger als zehn Betriebe konnten bei der Zahl der Hauben nochmals zulegen. Drei Lokale haben sich sogar um zwei Punkte gesteigert. Außerdem sind das Gründler Gourmetstüberl und Sigwarts Tiroler Weinstuben neu in den Gault&Millau Restaurantguide aufgenommen worden. In der Tiroler Weinstuben kocht übrigens Österreichs einzige Vier-Haubenköchin: Traudl Sigwart.

In der Liste der Aufsteiger des Jahres finden sich zudem der Kirchenwirt in Leogang in Salzburg mit vier Hauben, das Köhle in Serfaus in Tirol mit drei Hauben, der Berghof Crystal in Hintertux, ebenfalls in Tirol, mit zwei Hauben sowie das Alpin Resort Sacher Seefeld aus Tirol mit zwei Hauben. Sie alle haben sich um zwei Punkte verbessert. Die Saziani Stub’n in Straden aus der Steiermark mit vier Hauben, Dahoam in Leogang in Salzburg mit drei Hauben, die Waldschänke in Grieskirchen (Oberösterreich) mit drei Hauben, das Schulhaus Tirol in Zellberg (Tirol) mit zwei Hauben und das Flos Restaurant in Zell am See (Salzburg) mit einer Haube konnten 1,5 Punkte zulegen. Zu den besten Neueinsteigern des Jahres zählen zudem das Berggericht in Kitzbühel (Tirol) und das Schwarzer Adler in Hall in Tirol. Diese beiden Betriebe konnten sich gleich vier Hauben sichern.

Judith Knittelfelder
Die Jungsommellière als Servicesiegerin

Erst zweiundzwanzig Jahre ist die diesjährige Siegerin des Gault&Millau Service Awards jung. Trotzdem kann Judith Knittelfelder bereits auf eine solide und zielorientierte Ausbildung zurückblicken, bei der sie gleich vom Start weg sowohl die Ausbildung zur Jungsommelière als auch die zur Sommelière Österreich mit Auszeichnung absolvierte. 


Auch bei ihren ersten Schritten in der Gastropraxis sorgte sie schnell für Aufsehen und erwies sich im idyllisch gelegenen steirischen Spitzen-Wirtshaus von Richard und Sonja Rauch nicht nur als ambitionierte und hoch professionelle Weinkennerin, sondern auch als wahres Management-Talent, das von komplexen Zeitplänen und Abläufen bei kulinarischen Events bis zum Gastgarten und dem eigentlichen Restaurantbereich alles mit Umsicht und sicherer Hand im Griff hatte. War sie im mit vier Gault&Millau-Hauben ausgezeichneten Rauch’schen Gourmettempel in Bad Gleichenberg zuerst als Praktikantin eingestiegen, so kehrte sie schon nach einem Jahr als Chef de Rang zurück und wurde schließlich zur stellvertretenden Restaurantleiterin befördert – dabei stets beispielhaft freundlich und zuvorkommend und zugleich hoch aufmerksam und konzentriert in einem äußerst fordernden Job. 

JUDITH KNITTELFELDER: WEINKENNERIN UND MANAGEMENTTALENT.

Im diesjährigen Sommer war sie schließlich auch für ein weiteres außergewöhnliches Projekt verantwortlich, die „Tafelfreundschaft, das neue Weingartenbistro, welches die Geschwister Rauch gemeinsam mit dem Weingut Tement in der Südsteiermark auf die Beine stellten – eine folgerichtige Weiterentwicklung ihrer beispielgebenden Karriere, denn schließlich war der Wein von Anfang an das prägende Thema in Judith Knittelfelders Laufbahn, die sie nun auch als strahlende Siegerin des Gault&Millau Service Award 2023 fortsetzt.

Lisa Krispel
Die Pâtissière des Jahres 2023

Im weithin bekannten Genussgut Krispel in Straden ist die junge Südoststeirerin Lisa Krispel für die sensationellen Desserts im Spitzenrestaurant „Genusstheater“ des Weinguts verantwortlich, die stets am Ende der nicht minder großartigen Menüs von Daniel Weißer stehen. Praxis hat sie in den letzten Jahren schon viel gesammelt, zum Beispiel bei Eveline Wild, der Konditorweltmeisterin aus St. Kathrein am Offenegg, im Restaurant „Ikarus“ im Hangar 7 in Salzburg oder in René Franks einzigartiger Sterne-Pâtisserie „Coda“ in Berlin sowie im „Jubel“ am Prenzlauer Berg. 

Darüber hinaus hat sie auch ihre eigene erfolgreiche Pâtissierie-Marke „made by Lisa ins Leben gerufen: feinste Kuchen, Torten und Tartelettes, die man vor Ort genießen, mitnehmen oder auch online bestellen kann. Eine außergewöhnliche Leistung schon in jungen Jahren, die ihr nun auch die begehrte Auszeichnung „Pâtissière des Jahres 2023“ eingetragen hat, welche ihr von Karl Hohenlohe und Gault&Millau-Chefgastrokritiker Jürgen Schmücking bei der Award-Verleihung persönlich überreicht wurde.

LISA KRISPEL: ERFOLGREICH MIT DER EIGENEN MARKE „MADE BY LISA“.

„Präzise, harmonisch und überraschend – wenn die Gäste im Restaurant des Genussguts Krispel glauben, endgültig satt zu sein, schafft es Lisa Krispel stets wieder, sie mit ihren Kreationen aus Früchten, Beeren, Nüssen und feinem Teig aufs Neue zu verführen“, so lautete dazu die außergewöhnlich lobende Begründung der Gault&Millau-Jury zur wohl höchsten österreichischen Auszeichnung in der Kategorie Pâtisserie, die dabei auch einige von Lisas Spezialitäten mit großer Begeisterung als ihre besonderen Lieblinge hervorkehrte: „Unsere Highlights im süßen Angebot: die Haselnuss-Nougat-Schnitte mit Passionsfrucht, die Zitronentartelette oder die geniale Kombination – ebenfalls ein kleines Törtchen – aus Heidelbeere, Limette und Kakao. Die Desserts im Genusstheatermenü sprühen jedenfalls vor Kreativität und Charme.“ Und nicht nur die Jury erlebte ihre süßen Überraschungen, sondern natürlich auch die strahlende Siegerin selbst: „Die Gault&Millau-Auszeichnung als Pâtissière des Jahres 2023 ist ein absoluter Meilenstein für mich! Das ist einfach unglaublich!

Chesa Valisa
Die Hotel-Entdeckung des Jahres 2023

Schon ein beeindruckendes halbes Jahrtausend ist das Stammhaus des Vier-Sterne-Naturhotels Chesa Valisa in Hirschegg im Kleinwalsertal alt, bereits seit vierzehn Generationen wird das traditionsreiche Haus als Familienbetrieb geführt. Doch nicht nur von der konsequent gelebten, Jahrhunderte alten Tradition des Chesa Valisa zeigte sich die Gault&Millau-Jury überaus beeindruckt, sondern auch von der gelungenen Modernisierung in neuerer Zeit: Der wunderschöne historische Kern wurde bewahrt, und auch wenn rundherum nun moderne Gebäude mit klarer Linie, viel Holz und hohem architektonischem Anspruch für die Gäste errichtet wurden, ist das Stammhaus selbst immer noch ein Musterbeispiel eines klassischen Walserhauses in traditioneller alter Holzbauweise. Und das wird wohl auch in den kommenden Jahrhunderten so bleiben – ein alpines Paradies für Wanderer und Wanderinnen, Biker und Bikerinnen, Bergsportler und Bergsportlerinnen und natürlich vor allem auch für Genießer und Genießerinnen mit hohem kulinarischem Anspruch.

CHESA VALISA: FAMILIENBETRIEB SEIT VIER GENERATIONEN.

Diese außergewöhnlichen Erlebnisse bei Service, Angebot, Qualität und Ambiente haben dem Betrieb deshalb nun auch die begehrte Auszeichnung „Hotel-Entdeckung des Jahres 2023“ bei der diesjährigen Gault&Millau-Wertung eingetragen: „Wir waren so begeistert vom Chesa Valisa, dass wir uns für die Auszeichnung als besondere Hotel-Entdeckung entschieden haben: einfach, weil es ein wunderschöner, kraftvoller und mit viel Liebe und Empathie geführter Familienbetrieb ist, in dem man sich vom ersten Moment an wohlfühlt“, so lautete einhellig die rundum lobende Jury-Begründung – und die Geschwister Magdalena und David Kessler, die als jüngste Generation das Ruder des Betriebs im Kleinwalsertal übernommen haben, sind nun das strahlende Überraschungssiegerduo als spannendste Gault&Millau Hotel-Neuentdeckung des Jahres.

Fotocredits: Adler & Wald, Lisa Krispel, Naturhotel Chesa Valisa

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