Edelsüße Prädikatsweine: Wenn Kälte den Charakter formt
Nikolaus Prokop

Edelsüße Prädikatsweine aus Österreich wie Spät- und Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen oder sogar besonders spät im Jahr geerntete Eis- und Schilfweine sind seit Jahrzehnten auf den Weinkarten der exklusivsten Sternerestaurants rund um den Globus zu Hause. Denn durch spezielle Ernte- und Herstellungsverfahren bringen sie die aromatische Essenz ihrer jeweiligen Rebsorte und ihres Terroirs auf einzigartige Weise konzentriert auf den Punkt – dank des hochkarätigen Know-hows der heimischen Top-Süßweinwinzerinnen und -winzer, die zu den besten der Welt zählen.

Edelsüß: Kaum eine andere Weinkategorie wird den Eigenschaften der Weine, die sie bezeichnet, so sehr gerecht wie diese. Denn edel und exklusiv sind diese Weine zweifellos, da sie durch eine spezielle, aufwendige Veredelung der Trauben auf mehrere unterschiedliche Arten entstehen. Diese Veredelung verleiht ihnen ihren einzigartigen aromatischen Charakter, lässt allerdings zugleich oft nur die Erzeugung von verhältnismäßig geringen Mengen zu, da die Herstellung äußerst zeit- und arbeitsintensiv ist.  

Ihre Süße wiederum, die sie so typisch kennzeichnet, ist – im Gegensatz zu konventionellen Weinen – besonderen, auf rein natürliche Weise ausgelösten chemischen und physikalischen Prozessen zu verdanken. Diese Prozesse reichen über die eigentliche Vollreife der Trauben weit hinaus und gehen auf den späten, manchmal sogar extrem späten Erntezeitpunkt zurück sowie auf besondere klimatische Bedingungen. So sorgt die Natur gemeinsam mit dem Know-how der Winzerin bzw. des Winzers dafür, dass die Traube an Wassergehalt verliert und in Relation dazu an Zuckergehalt und auch an Aromenkonzentration gewinnt. Um diese erwünschte Flüssigkeitsreduktion bei den Weintrauben zu bewirken, sind mehrere Methoden gebräuchlich, die zugleich auch zu einem guten Teil die verschiedenen Prädikatsstufen bei den edelsüßen Weinen erklären. 

Für Weine mit dem Prädikat Spätlese verbleiben die Trauben nach der regulären Weinlese noch deutlich länger am Rebstock, bis sie ein Maximum an Süße erreicht haben. Erst dann werden sie geerntet und weiterverarbeitet. Bei der Beerenauslese spielt wiederum der Edelpilz Botrytis cinerea eine entscheidende Rolle. Dieser entsteht vor allem dann, wenn ab September/Oktober feuchtwarmes Herbstwetter einsetzt, mit Taubildung am Morgen und Sonnenschein zu Mittag. Befällt der Botrytis-Pilz die Trauben, so entzieht er ihnen zusätzlich Wasser, indem er die Beerenhaut porös werden lässt: Die sogenannte Edelfäule tritt ein, wodurch noch mehr an konzentrierter Fruchtsüße zurückbleibt. Beerenauslesen werden aufwendig von Hand gelesen, der Ernteertrag ist gering, insbesondere bei der noch später geernteten Trockenbeerenauslese – schließlich bleibt nur noch sehr wenig Saft in den rosinenartig getrockneten Trauben zurück.

Beim Eiswein schließlich erfolgt – wie der Name schon sagt – die Ernte erst bei Minusgraden unter -7 Grad Celsius, oft erst im Dezember oder gar erst im Jänner des Folgejahres. Auch hier ist die Austrocknung und die Saft- und Süßekonzentration der bereits gefrorenen Trauben auf dem Niveau einer Beerenauslese, allerdings müssen die Trauben frei von Botrytis sein, um das besondere Eiswein-Aroma zu erhalten. Der langfristige Lohn der mühseligen Arbeit, die in vielen der edelsüßen Prädikatsweine steckt: Sie schimmern nicht nur verführerisch und bernsteinfarben im Glas und begeistern mit würziger Intensität, üppiger Frucht und komplexer Tiefe, sie können zudem auch hervorragend altern und werden dabei immer besser. Mit einer Lagerfähigkeit von vielen Jahren und Jahrzehnten, ja potenziell manchmal sogar über einem Jahrhundert beweisen diese Weine für besondere Momente eindrucksvoll: Das hohe Maß an Zeit, Geduld und Wissen, das in sie investiert wird, schmeckt man in besonderen Momenten dann umso mehr.

Weinlaubenhof Kracher, Illmitz / Burgenland

Wenn es um Beeren- und Trockenbeerenauslesen geht, so gilt das Burgenland unter den Weinbaugebieten Österreichs traditionell als absolutes Kompetenzzentrum. Schon aus dem 16. Jahrhundert sind aus dieser Region die ersten Trockenbeerenauslesen bekannt, die an den damaligen Fürstenhöfen als besonders edler und begehrter Tropfen kredenzt wurden. Die wesentlichen Ursachen dafür, wie Gerard Kracher sagt, liegen im besonderen Klima und Terroir des Seewinkels begründet. Denn einerseits sorgt hier der natürliche Salzgehalt der Böden für das außergewöhnliche Aroma der hier gedeihenden Süßweine. „Die richtige Balance von Säure und Süße mit einer gewissen Prise Salz spielt ja auch bei der Ausgewogenheit der Geschmacksnuancen in der feinen Küche eine entscheidende Rolle – und beim Süßwein ist das im Grunde nicht viel anders.”

Der zweite entscheidende Faktor, so Gerhard Kracher, ist das einzigartige Mikroklima des Seewinkels: „Der Neusiedler See sorgt für die nötige Verdunstung von Feuchtigkeit und die Abendnebel über den Weinbergen im Herbst. Und das besondere pannonische Klima sorgt wiederum für den nötigen feucht-warmen Witterungswechsel, der die Entstehung des Edelpilzes Botrytis cinerea begünstigt – der unverzichtbaren Grundlage für unsere außergewöhnlichen Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen.“

Doch nicht nur die Besonderheiten der Region, auch die Familiengeschichte spielt im Hause Kracher eine wichtige Rolle für die heutige Position unter den Top-Süßweinwinzerinnen und -winzern der Welt. Denn schon zu Zeiten des österreichischen Weinwunders in den 1990er-Jahren zählte Gerhard Krachers Vater Alois zu den absoluten Revolutionären, die eine weltweite Renaissance der Süßweine eingeleitet hatten. 2007 übernahm Gerhard Kracher in dritter Generation dieses bedeutende Erbe seines Vaters als visionärer Süßwein-Pionier, der schon vor über dreißig Jahren dafür gesorgt hatte, dass die in über fünfzig Länder exportierten Süßweine des Hauses Kracher Weltrang genießen und auf den Weinkarten der besten Sternerestaurants rund um den Globus zu finden sind.

Ein internationaler Popstar unter den Süßweinen und zugleich ein idealer Einstieg in das Süßwein-Universum von Kracher ist daher beispielsweise die Cuvée Beerenauslese des Weinguts Kracher, „unser wichtigster und bekanntester Wein, der in vielen Top-Restaurants in aller Welt glasweise ausgeschenkt wird“, wie Gerhard Kracher sagt. „Unsere Cuvée Beerenauslese ist der absolute Allrounder, der nicht nur perfekt zu einer großen Vielzahl an Desserts passt, sondern z. B. auch zu feinem Käse – wie z. B. Époisses –, zu Gänseleber und zu vielem mehr. Durch ihre besondere Struktur, durch ihre Säure, ihre Süße, ihre Frische, aber auch die gewisse Salzigkeit hat die Cuvée Beerenauslese jedoch zugleich die entsprechende Kraft, um mit extrem süßen Desserts, wie z. B. einer Crème Brûlée, mitzuhalten.“

Gerhard Kracher: In dritter Generation steht der Illmitzer Top-Winzer an der Spitze einer der renommiertesten Süßweinwinzer-Dynastien der Welt.

Wer übrigens meint, ein Süßwein hätte nur gegen Ende eines Menüs hin seinen richtigen Platz, den kann Gerhard Kracher mit Begeisterung eines Besseren belehren: „Das kennzeichnende Merkmal eines Süßweins wie der Cuvée Beerenauslese ist keineswegs eine vordringliche Süße, sondern zugleich auch eine deutliche Säure und Kräuterwürze, insbesondere auch im Abgang. Deshalb kombiniere ich einen solchen Wein persönlich auch sehr gerne mit Hauptgerichten, z. B. aus der asiatischen Küche, da exotische Aromen und etwa auch die Schärfe von Chilis hervorragend mit dieser Beerenauslese harmonieren.“

„Und auch zu Fischgerichten wie etwa einem gebratenen Zander, den man bei der Zubereitung mit der Beerenauslese ablöscht und dann gemeinsam mit demselben Wein zu Tisch bringt, ist unsere Cuvée Beerenauslese mit sechzig Prozent fruchtig-elegantem Welschriesling und vierzig Prozent kraftvollem Chardonnay ein perfekter Begleiter.“ Mit der Cuvée Beerenauslese von Kracher genießt man übrigens gleich mehrere Generationen Unternehmensgeschichte von Kracher zugleich, „denn schon mein Großvater hat diese Cuvetierung ursprünglich in den 1970er-Jahren entwickelt, mein Vater hat sie in den 1980er-Jahren perfektioniert, und bis heute ist sie sozusagen ein zeitlos aktuelles Flaggschiff unseres Süßwein-Sortiments“, wie Gerhard Kracher erzählt.

Im Weinlaubenhof Kracher gibt es freilich noch weitaus mehr an edlen Süßweinschätzen zu entdecken. Denn das regelmäßig mit Top-Bewertungen prämierte Angebot umfasst neben den weltweit berühmten Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen z. B. auch Eiswein und kleinere Quantitäten an trockenem Weiß- und Rotwein. Und zu den Hauptrebsorten Welschriesling und Chardonnay gesellen sich z. B. auch Traminer, Scheurebe, Muskat Ottonel und gelegentlich auch Zweigelt, aus denen jedes Jahr rund zehn bis fünfzehn verschiedene Trockenbeerenauslesen in zwei verschiedenen Ausbaustilistiken kreiert werden. Zwischen den Seen sind die Weine jener Linie benannt, die in großen Holzfässern oder Edelstahltanks ausgebaut werden und die klassische Stilistik der Region aufweisen. Die Weine der Linie Nouvelle Vague wiederum werden in neuen Barriques vinifiziert und zeichnen sich durch großartige Tiefe, Würze und Nachhaltigkeit aus. 

Den absoluten globalen Spitzenrang des Weinlaubenhofs Kracher als führende Süßweinkoryphäe auf dem internationalen Parkett unterstreicht übrigens auch die Tatsache, dass das Weingut bei der International Wine Challenge in London schon seit den 1990er-Jahren bereits achtmal zum Sweet Winemaker oft the Year gekürt wurde. Und auch in der Heimat genießt das Weingut einen geradezu legendären Ruf – nicht zuletzt deshalb, weil der gestrenge Falstaff Wein Guide bisher nur drei Weine aus Österreich mit der maximalen Punkteanzahl von 100 Punkten bewertet hat. Und sämtliche dieser drei Weine stammen vom Weinlaubenhof Kracher aus Illmitz.

Kracher Spätlese Rot 2020

Frische Kirschen und Pflaumen in der Nase. Am Gaumen Pfirsich, Kirschen und Erdbeeren. Gut eingebundene, dezente Restsüße. Frischer mineralischer Abgang. Alc. 9,0 % Vol., 0,75-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop
Kracher Beerenauslese Zweigelt 2020

Helles Kirschrot. Duft nach reifen Erdbeeren und Herzkirschen. Am Gaumen Aromen von roten Ribiseln und Weichselkompott, süßes Erdbeerkonfit, deutlicher Rotweincharakter. Zarte Zitrusanklänge und feine Rumtopffruchtnoten im Abgang. Alc. 9,5 % Vol., 0,375-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop
Kracher Spätlese Rosé 2022

Die Rosé Spätlese von Kracher verführt mit dem Duft frischer Kirschen und Pflaumen und brilliert am Gaumen mit Pfirsich, Kirschen und Erdbeeren. Die Restsüße ist herrlich eingebunden und sorgt für ein traumhaftes Trinkvergnügen, der frische, mineralische Abgang rundet den Wein hervorragend ab. Alc. 9,0 % Vol., 0,75-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop
Weingut Hans Tschida Angerhof, Illmitz / Burgenland

Wer Süßwein, Burgenland und Illmitz sagt, muss selbstverständlich auch Hans Tschida sagen. Denn erst im Juli dieses Jahres erhielt der Spitzenwinzer vom Illmitzer Angerhof bei der International Wine Challenge 2024 in London erneut den Titel Sweet Winemaker of the Year – und das bereits zum zehnten Mal! Wer daher zum ersten Kennenlernen auf den soeben wieder frisch gekrönten König des Süßweins sein Glas erheben will, dem empfiehlt seine Tochter Daniela Salzl-Tschida zum Einstieg etwa ein Gläschen von der weißen Spätlese 2022 auf Basis von Chardonnay, Welschriesling und Muskat Ottonel oder der Spätlese Merlot 2022 in Rosé.

„Beide Weine ergänzen einander je nach persönlichen Geschmacksvorlieben ideal und sind zum Einstig ein ganz wunderbares Pärchen“, erzählt Daniela Salzl-Tschida, „denn anders als unsere Beeren- und Trockenbeerenauslesen oder gar unsere Eis- und Schilfweine sind sie deutlich weniger süß und daher als Speisenbegleiter sehr vielfältig kombinierbar. Sie passen zum Beispiel hervorragend zu leichten Pasteten und Vorspeisen und harmonieren mit ihrer ausgewogenen, frischen Balance von Säure und Süße und ihren betont fruchtigen Noten auch bestens mit asiatischen Gerichten. Und vor allem können sie auch bei all jenen Gelegenheiten ganz unkompliziert getrunken werden, bei denen man auch einen konventionellen Weißwein trinken würde. Typisch österreichische Spezialitäten, wie z. B. ein deftiges Knödelgericht, Kasnocken oder Schinkenfleckerln, und eine fruchtig frische, nicht zu süße Spätlese dazu – das ist für alle, die sich an das Thema Süßwein als neugierige Neulinge herantasten wollen, absolut einen verführerischen Versuch wert.“

Wer einen Schritt weitergehen will und die optimale Begleitung zum Dessert sucht, dem rät Daniela Salzl-Tschida freilich zu den in puncto Süße deutlich gewichtigeren Produkten des Hauses Tschida, also den Beeren- und Trockenbeerenauslesen wie etwa den Welschriesling-, Chardonnay- oder Muskat Ottonel-Spätlesen oder auch der außergewöhnlichen, auf den Rotweinsorten Blaufränkisch und Zweigelt basierenden Beerenauslese Red. In den weißen Varianten köstlich beispielsweise zu klassischen, österreichischen Dessertspezialitäten wie Fruchtknödeln oder Apfelstrudel, als roséfarbener Red auch insbesondere zu intensiven, winterlichen Lebkuchenaromen die perfekte Begleitung  – und selbstverständlich auch zu kräftigen, reifen Käsesorten mit herbstlichen Nüssen.  

Bemerkenswert bei den Beeren- und Trockenbeerenauslesen – und mit ein Grund für ihre regelmäßigen Spitzenprämierungen – ist die ebenso unverkennbare wie souverän meisterliche Stilistik von Hans Tschida, die keineswegs eindimensional auf die Süße fokussiert ist, sondern insbesondere die jeweilige Sortentypizität und den optimalen Trinkfluss in den Mittelpunkt stellt. Wer also auf der Suche nach fast schon sirupartigen, dickflüssigen Essenzen mit extremem Restzuckergehalt ist, ist im Hause Tschida an der falschen Adresse – wer jedoch äußerst elegante Süßweinkreationen mit klarer Frucht und Balance von absolutem Weltrang schätzt, wird hier umso glücklicher.

Rund siebzig Prozent der Weinproduktion von Hans Tschida sind im Bereich der edelsüßen Top-Prädikatsweine angesiedelt – und haben ihn auch 2024 zum mittlerweile zehnten Mal zum „Sweet Winemaker" of the Year gemacht. 

Neben der großen persönlichen Expertise von Hans Tschida, die auf kompromissloses Qualitätsstreben bei der Traubenproduktion abzielt und von seinem feinsinnig inspirierten Gespür im Keller geprägt ist, hat auch hier selbstverständlich die Natur ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Das gilt insbesondere für die vielen rings um den See verteilten Salzlacken, welche die Böden und in weiterer Folge die Weine mit der unverkennbaren, regionaltypischen Salznote des Seewinkels würzen, sowie für das einzigartige Mikroklima am Neusiedler See. Denn die Bedingungen für die Produktion exzellenter Botrytisweine könnten hier kaum idealer sein, wenn sich im Herbst die feuchten Nebel auf die Trauben mit hoher Zuckergradation herabsenken und quasi über Nacht der gewünschte Edelschimmel entsteht – ein gefürchteter Feind übrigens für die klassischen Rotweinwinzerinnen und -winzer der Region, für die Süßweinproduzentinnen und -produzenten hingegen ein umso größeres Geschenk der Natur.

Apropos Natur: Eine weitere exklusive Spezialität des Hause Tschida, der Eiswein, kann aufgrund des Klimawandels und der immer milderen Winter immer seltener geerntet werden, denn -7 Grad Celsius sind die Grundvoraussetzung für diese extrem späte Form der Weinlese bei winterlichen Extremtemperaturen. „Nur etwa alle drei Jahre ist bei uns aktuell eine Eisweinernte möglich“, erklärt dazu Daniela Salzl-Tschida, „und wenn es mit den Temperaturen klappt und die Trauben ausreichend gefroren sind, dann heißt es extrem früh aufstehen. Denn bei der Eisweinernte beginnt der Arbeitstag bereits in stockdunkler Nacht um drei Uhr morgens, ehe die Temperaturen dann tagsüber wieder steigen.“

Für den Eiswein des aktuellen Jahrgangs war es heuer glücklicherweise kalt genug, wenn auch wegen des milden Dezembers erst im Jänner 2024 – „trotzdem trägt der Jahrgang die Zahl 2023“, wie Daniela Salzl-Tschida erklärt. Ein weiteres kleines Geheimnis: „Für unseren Eiswein kommen besonders robuste Rebsorten mit besonders dicker Traubenschale zum Einsatz, damit sie sozusagen im Wintermantel den Frost intakt überstehen und – im Gegensatz zu den Botrytisweinen – keinen Botrytisbefall erleiden. Dann werden die Trauben in gefrorenem Zustand geerntet und gepresst. Dadurch bleibt das Wasser als Eisklumpen in der Presse, und nur der konzentrierte Most rinnt ab. Das Resultat ist dann ein Wein, der durch diese intensive natürliche Konzentration durch Austrocknung und Kälte die Sortentypizität seiner Rebsorte – bei uns z. B. Gelber Muskateller oder auch Blaufränkisch – auf besonders wunderbare Weise zur Geltung bringt, als pure Essenz dessen, was die Traube an Aromen und Geschmack zu bieten hat.“  

Tschida Angerhof Spätlese 2023

Eine Cuvée von Chardonnay, Welschriesling und Muskat Ottonel, sorgfältig im Stahltank vergoren und gelagert. Mit fruchtigen Aromen von Heckenrosen, Maracuja und feiner Lindenblüte sowie Zitrus und Mandarine im Bouquet. Fruchtig frisch mit feinstem Säurepegel, Duft nach gelben Äpfeln, zarten Strohnuancen sowie einem Hauch von Fliederblüte im Nachhall. Alc. 8,0 % Vol., 0,75-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop
Tschida Angerhof Spätlese Merlot 2022

Reinsortig aus Merlot gekeltert, im Farbton ein sehr helles Ziegelrot. Fruchtiger Aromenreigen von Hibiskus, heller Kirschfrucht und Hagebutte, mit etwas Nougat im Hintergrund. Geschmeidiges Mundgefühl, glatt und harmonisch mit feinen, herben Noten und rotblütigen Nuancen, Säure und Süße in großem Schmelz verbunden. Alc. 8,0 % Vol., 0,75-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop
Tschida Angerhof Eiswein Goldmuskateller 2023

Dichtes, glänzendes Strohgelb mit goldenen Reflexen. Fruchtige, frische Aromen von Zitruszesten, Holunderblüten, frisch angeschnittener Ananas, Marillenschaum und Pfirsichkompott. Äußerst feine Säurestruktur, im Finish fruchtige Nuancen nach Marille und Pfirsich. Ideal zu Fruchtdesserts, Zitronensorbet, Desserts mit Eiskombinationen, Marillenkuchen oder Kirschkuchen. Alc. 7,5 % Vol., 0,375-Liter-Flasche. Erhältlich bei METRO ab Mitte September.

Lenz Moser, Rohrendorf / Niederösterreich

Der Name Lenz Moser ist untrennbar mit der Tradition und Innovation der österreichischen Weinkultur verbunden. Das Stammhaus von Lenz Moser, heute bekannt als der Gutskeller in Rohrendorf bei Krems, spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte des österreichischen Weinbaus. Bereits 1849 legte der Winzer Anton Moser hier den Grundstein für das heutige Weingut. Ein Jahrhundert später revolutionierte sein Nachfahre Lorenz „Lenz“ Moser III. den Weinbau grundlegend: Anstelle der traditionellen, aber äußerst arbeitsintensiven Stockkultur, die seit Jahrtausenden verwendet wurde, entwickelte er in den 1930er-Jahren in seiner Rebschule Lenz Moser die sogenannte Hochkultur. Dabei wurden die Reben mit einem größeren Reihenabstand gepflanzt und die Rebstöcke auf etwa 1,3 Meter hohe Stämmchen und Drähte gezogen.

Beim österreichischen Qualitätsweinmarktführer Lenz Moser hat man schon vor rund neunzig Jahren den modernen Weinbau revolutioniert. Heute kann das Unternehmen aus Rohrendorf auch beim Spezialthema Süßweine und Auslesen mit so manchen edlen Überraschungen aufwarten.

Diese vor rund neunzig Jahren äußerst innovative und bahnbrechende Methode verbesserte sowohl die Belichtung und Belüftung der Reben als auch die Pflege und Ernte, was erstmals den fortschrittlichen Einsatz von Traktoren in den Weingärten ermöglichte. Damit legte Lenz Moser den Grundstein für die moderne, effiziente und qualitätsorientierte Bewirtschaftung von Weingärten, wie wir sie heute kennen und die sich rasch auch international durchsetzte. Heute ist Lenz Moser der weithin bekannte Marktführer auf dem österreichischen Qualitätsweinmarkt, der mit einem umfangreichen und vielfältigen Sortiment überzeugt. Und selbstverständlich hat Lenz Moser auch im Spezialsegment der Süßweine so manch überraschende Highlights zu bieten, wie Kellermeister und Kellereileiter Michael Rethaller verrät.

„Grundsätzlich sind die edelsüßen Prädikatsweine ein Weinthema, das besonders sensibel und anspruchsvoll ist, was die klimatischen Rahmenbedingungen betrifft“, stellt Michael Rethaller fest. „Und diese Rahmenbedingungen sind in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels sicherlich nicht einfacher geworden, wenn es darum geht, solche Weine zuverlässig in stets gleichbleibender Qualität zu erzeugen, wie es bei Lenz Moser seit jeher unser Ziel ist. Wir haben allerdings bei Lenz Moser den großen Vorteil, dass wir mit unseren Lagen in der Region Neusiedler See für die Süßweinproduktion sehr gut aufgestellt sind. Denn die Abfolge von feuchten, nebeligen Morgen im Herbst, auf die dann ein trockener Tag folgt, muss schon, so wie in der Seeregion, ziemlich genau passen, damit sich der Edelpilz der Botrytis cinerea ungehindert entwickeln kann, der für unsere Süßweinproduktion eine unverzichtbare Voraussetzung ist.“

Allerdings, so betont Michael Rethaller: „Auch ein großes Unternehmen wie unseres kann selbstverständlich die Unberechenbarkeit der Natur nicht kontrollieren. Stattdessen müssen auch wir uns bei der Süßweinproduktion von Jahrgang zu Jahrgang immer wieder aufs Neue an wechselnden Bedingungen orientieren und darauf hoffen, dass mit unserer fachkundigen Unterstützung der Botrytis-Pilz jedes Jahr seine Arbeit optimal verrichten kann – das ist es ja gerade, was das Thema Süßwein so spannend, aber auch so herausfordernd und arbeitsintensiv macht. Auch den optimalen Erntezeitpunkt zu ermitteln, ist jedes Mal eine Frage des richtigen Gespürs, großer Erfahrung und auch eine gewisse Nervensache – denn dieser Zeitpunkt kann von Jahr zu Jahr jedesmal ein völlig anderer sein.“

Sind die sorgfältig gehüteten Reben dann je nach Bedarf mit speziellen Hüllen und Netzen erfolgreich vor den unterschiedlichsten Gefährdungen – wie z. B. zu viel oder zu wenig Feuchtigkeit, zu hohen Temperaturschwankungen und auch natürlichen Feinden wie z. B. Vögeln oder Schädlingen – bewahrt worden, ist das Resultat dann im Spätherbst, manchmal auch erst bei Wintereinbruch, ein in seiner allerbesten Essenz reduziertes Traubengut. Dieses bietet dann die ideale Ausgangsbasis für edle und oftmals national und international prämierte Süßweinspezialitäten wie etwa die Lenz Moser Prestige Beerenauslese oder die Lenz Moser Prestige Trockenbeerenauslese. „Bei der Lenz Moser Prestige Beerenauslese kommt bei uns soeben der Jahrgang 2019 in die Auslieferung, und bei der Lenz Moser Prestige Trockenbeerenauslese der Jahrgang 2020“, verrät Michael Rethaller, denn schließlich vergehen vom Erntezeitpunkt bis zum vollendenten, trinkfähigen Wein noch jeweils vier Jahre des sorgfältigen Ausbaus im Edelstahlfass.     

Feuchte Herbstnebel am Morgen mit einem möglichst trockenen weiteren Tagesverlauf: Die optimalen klimatischen Bedingungen für die Süßweinproduktion sind heikel und nur in wenigen Weingegenden Österreichs – wie der Region Neusiedler See – zu finden.

Ein interessantes Detail der edelsüßen Prädikatsweine von Lenz Moser: Die verwendeten Rebsorten können von Jahrgang zu Jahrgang durchaus unterschiedlich sein, weshalb auf eine für mehrere Jahrgänge gültige konstante Sortenangabe bei den Weinen bewusst verzichtet wird: „Da wir unsere Trauben von einer Vielzahl unterschiedlicher und oft sehr klein strukturierter Partnerbetriebe aus der Region Neusiedler See beziehen, sind wir in der besonderen Lage, unsere Süßweine von Jahrgang zu Jahrgang in gewisser Weise maßschneidern zu können und manche saisonalen Schwankungen durch die Cuvetierung individuell ausgleichen zu können, um ein möglich konstantes Produkt zu liefern“, wie Michael Rethaller erklärt. Oder mit anderen Worten gesagt: So wie alle Weine von Lenz Moser vereinen auch die edlen Süßweine den Vorteil zweier Welten: einerseits exzellentes Traubengut von zumeist kleinen, in der Region seit Langem verwurzelten Familienbetrieben, wie sie für Österreichs Wein- und Landwirtschaft so typisch sind. Und andererseits das umfangreiche Know-how und die technischen Möglichkeiten einer der besten Großkellereien Österreichs, die zugleich auch zu den ältesten und erfahrensten zählt. 

Lenz Moser Prestige Trockenbeerenauslese

Ein mächtiger voluminöser und vielschichtiger Edelsüßwein aus den besten Rebsorten (Jahrgang 2018: Weißburgunder, Chardonnay und Welschriesling) rund um den Neusiedler See mit sauberer, eleganter Botrytisnase, gemischt mit klarer Frucht nach Dörrobst. Kräftige Honignote und gutes Säure-Süßespiel, langanhaltender Abgang mit leichten Karamelltönen. Ausgezeichnet für den Jahrgang 2018 u. a. mit der Prämierung in Gold bei der Austrian Wine Challenge 2023 und bei der Berliner Wine Trophy 2023. 2018 vom Falstaff Wein Guide mit der Top-Note von 94 Punkten ausgezeichnet. Alc. 8,5 % Vol., 0,375-Liter-Flasche. 

zum METRO Webshop
Lenz Moser Prestige Beerenauslese

Eine Cuvée aus den besten Rebsorten des Burgenlands (Jahrgang 2018: Welschriesling, Chardonnay und Weißburgunder) mit äußerst eleganter Frucht. Ein Bouquet mit einem leichten Hauch von Botrytis in der Nase sowie Aromen von exotischen Früchten und Honig. Sehr harmonisch im Geschmack mit ausgewogenem Säure-Süßespiel sowie feinem und langanhaltendem Abgang. Ausgezeichnet für den Jahrgang 2018 u. a. mit der Prämierung in Gold bei der Berliner Wine Trophy 2020 sowie Gold bei der International Wine Challenge 2021. Alc. 10,0 % Vol., 0,375-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop
Weingut Stift Klosterneuburg / Niederösterreich

Neben der Frömmigkeit ist ja bekanntlich die Bescheidenheit eine der höchsten klösterlichen Tugenden. Und bescheiden – zumindest was seine Weinausbeute in Relation zur Traubenmenge betrifft – präsentiert sich der Grüner Veltliner Eiswein aus dem Stift Klosterneuburg tatsächlich. Denn so wie bei dieser Weinkategorie üblich, können auch hier nur rund zehn Prozent der ursprünglichen Ausgangsmenge an Weintrauben in einem zeit- und arbeitsaufwendigen Produktionsverfahren in edlen Eiswein verwandelt werden. 

Der Grund dafür: Eiswein ist ein edelsüßer Prädikatswein, dessen Trauben sowohl bei der Weinernte als auch bei der Kelterung gefroren sein müssen und deren durch die Kälte stark konzentrierter Saft ein Mostgewicht von mindestens 25 Grad auf der sogenannten Klosterneuburger Mostwaage aufweisen muss. Wer sich nun fragt, was es mit dieser geheimnisvollen Waage auf sich hat: Diese sieht keineswegs so aus, wie man sich üblicherweise ein Wiegeinstrument vorstellt, sondern ähnelt optisch eher einem riesigen Fieberthermometer, das in den Traubenmost gesenkt wird, um dessen Zuckergehalt in Gewichtsprozenten zu messen. Eine der vielen Innovationen, die genau hier an diesem Ort erfunden wurden. Denn die 1860 gegründete traditionsreiche Weinbauschule Klosterneuburg ist die erste und älteste der Welt. 

Doch auch wenn das ehrwürdige Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg in diesem Jahr sein 910-jähriges Bestehen feiert und die Weinkultur aus dem eigenen Weingut hier ebenfalls schon so lange zu Hause ist: Um die Zukunft des kostbaren Eisweins macht sich Kellermeister Peter Philipp angesichts des voranschreitenden Klimawandels ein wenig Sorgen: „Der Eiswein ist ein sehr spezielles Thema. Deshalb wissen auch nicht allzu viele Menschen, dass Österreich und Deutschland lange Zeit die einzigen Produktionsländer von Eiswein waren, da bei uns die klimatischen Bedingungen dafür optimal waren. Kanada hat als dritte Nation den Eiswein erst in den 1970er-Jahren für sich entdeckt, vor allem durch ausgewanderte österreichische und deutsche Winzerinnen und Winzer, und ist heute der weltweit größte Produzent.“

Allerdings, so erklärt Peter Philipp: „Im nördlicher gelegenen Kanada muss man sich wahrscheinlich noch längere Zeit keine allzu großen Gedanken wegen zu warmer Winter für die Eisweinproduktion machen – in Österreich aber schon. Denn die Herstellung von Eiswein ist an sich schon sehr aufwendig und risikoreich, und der Klimawandel mit seinen Temperaturextremen hat diese Risiken noch deutlich erhöht. Ideal für die Ernte und das Keltern von Eiswein ist ein Temperaturbereich von -7 bis -10 Grad Celsius. Denn ab -7 Grad Celsius ist das Wasser in den Trauben größtenteils zu Eis gefroren, das dann beim Pressen zurückbleibt. Wird es allerdings wiederum zu kalt, wird auch das Pressen immer schwieriger und die Ausbeute immer geringer. Man sieht also: Für den Eiswein ist ein sehr bestimmter Temperaturverlauf nötig, auf den man sich in Österreich früher weitaus zuverlässiger verlassen konnte als heute.“

Mehr als 900 Jahre Weinkultur: In den riesigen, mehrere Etagen in die Tiefe unterhalb des Stifts hinab reichenden historischen Weinkellern von Österreichs ältestem Weingut schlummern auch so manche Eisweinschätze aus längst vergangenen Jahren und Jahrzehnten. 

„In mehreren zurückliegenden Wintern hintereinander war daher keine Eisweinernte mehr möglich“, bedauert Peter Philipp, „doch zum Glück war dafür der vorletzte Winter in Hinblick auf Zeit und Temperatur wiederum optimal. Auf den Eiswein des Jahrgangs 2022 darf man also zu Recht sehr gespannt sein, denn mit einiger Wahrscheinlichkeit wird dieser Jahrgang ein besonders großer.“ Vorerst muss man sich allerdings noch ein Weilchen gedulden, denn aktuell steht der Jahrgang 2020 des Grüner Veltliner Eisweins auf dem Programm, der sich ebenfalls keineswegs verstecken muss und nicht von ungefähr Österreichs wohl typischster und beliebtester Weißweinsorte ein bemerkenswertes Denkmal setzt.

Voluminös und eindrucksvoll kommt er daher, begeistert schon rein optisch mit seinem kräftigen, von Silberreflexen unterlegten Goldgelb und bestätigt dann seinen kraftvollen Eindruck mit einer bestechenden Aromenvielfalt, die ihn gerade auch jetzt im Herbst zu einer unwiderstehlichen Verführung und zum perfekten Dessert- und Käsebegleiter macht. Fruchtige, kräftige Noten von Dörrobst und getrockneten Marillen treffen auf feine Nuancen von Quitten und Orangenzesten, auf saftigen, gelben Pfirsich und feinen Honig und legen bei einem solchen Hochgenuss durchaus den Gedanken nahe, eventuell noch ein zweites Fläschchen oder auch mehr für später auf Lager zu legen. Denn in puncto Lagerfähigkeit und Reifepotenzial stecken im Grüner Veltliner Eiswein des Stifts Klosterneuburg nicht nur viele Jahre, sondern – falls man es erwarten kann – gut und gerne auch Jahrzehnte.

Wer sich also als Süßweingenießerin oder -genießer etwas ganz Besonderes gönnen will oder auf Suche nach einem außergewöhnlichen Geschenk ist, für den hat Peter Philipp einen kleinen Geheimtipp parat. Denn neben den z. B. aktuell bei METRO erhältlichen Eisweinjahrgängen schlummern auch in den riesigen, mehrere Etagen in die Tiefe unterhalb des Stifts reichenden historischen Kellern von Österreichs ältestem Weingut so manche kostbare Eisweinschätze aus vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Und mit etwas Glück stehen die Chancen gut, dass man bei einer Kellerführung oder bei einem Besuch der reich sortierten Vinothek im Stift Klosterneuburg ein Fläschchen mit einer besonderen Jahreszahl ergattert: dem eigenen Geburtsjahrgang oder dem des zu beschenkenden Geburtstagskinds.

Stift Klosterneuburg Grüner Veltliner Eiswein

Erinnert mit seiner intensiven Aromatik an tropische Früchte. Sehr saftig und geschmeidig am Gaumen mit kräftigem Körper. Seine opulente Süße umrahmt das ausgewogene Säurespiel. Bereits jetzt optimale Trinkreife, zugleich aber auch eine besondere Süßweinspezialität mit großem Lagerpotenzial von 15 Jahren oder auch weitaus mehr. Eine exzellente Begleitung zu Gänseleberpastete, Edelschimmelkäse und einer Vielzahl an Desserts und Süßspeisen. Alc. 11,0 % Vol., 0,375-Liter-Flasche.

zum METRO Webshop

Fotocredits: Weinlaubenhof Kracher, Lenz Moser, Weingut Tschida Angerhof, Stift Klosterneuburg (Jürgen Skarwan, Victor Liska)

MEHR STORYS