„Eine Magnumflasche ist die perfekte Größe für zwei Personen zum Mittagessen. Vor allem, wenn eine von ihnen nichts trinkt.“ Kein Geringerer als Winston Churchill, der legendäre britische Premierminister der 1940er- und 1950er-Jahre, soll dieses ironische Bonmot von sich gegeben haben. Denn schließlich war Churchill nicht nur als brillanter Politiker, sondern auch als leidenschaftlicher Genussmensch bekannt. Mit großer Hingabe liebte er gutes Essen, konsumierte Wein, Whisky, Zigarren, Cognac und Champagner in beachtlichen Mengen und bewirtete häufig britische und internationale Prominenz in seinem Speisezimmer in der Downing Street mit den opulenten Menüs seiner Leibköchin Georgina Landemare. Sogar King George VI. höchstpersönlich soll als Gast von der kulinarischen Kultur im Hause seines Premiers begeistert gewesen sein.
Man muss freilich kein Mensch mit dem beeindruckenden Appetit und der beachtlichen Leibesfülle eines Winston Churchill sein, um beim Thema Champagner, Sekt oder Wein dem Format der Magnumflasche einiges abgewinnen zu können. Denn eine Magnum ist keineswegs nur eine imposante Zierde bei Tisch, die zu besonderen Gelegenheiten alleine schon durch ihre Größe für optischen Eindruck sorgt – in ihr stecken auch so manche Geheimnisse, die tatsächlich der Qualität ihres Inhalts und damit auch dem Trinkgenuss sehr zugute kommen.
Einer der wichtigsten Gründe dafür: Die Größe der Flasche hat auch wesentlichen Einfluss darauf, wie sich Champagner, Sekt oder Wein in ihr entwickelt. Denn insbesondere bei Champagner oder auch bei Sekt, der nach der traditionellen „Méthode Champenoise“ hergestellt wird, spielt die Flasche eine zentrale Rolle als Arbeitswerkzeug der Kellermeisterin bzw. des Kellermeisters. Schließlich ist bei dieser aufwendigen Herstellungsweise die Flasche der entscheidende Ort, an dem der Wein seine Wandlung zum Schaumwein erfährt: Bei der klassischen Flaschengärung wird der mit Hefe und Zucker (der sogenannten „Tirage“) versetzte Basiswein zu Champagner oder Sekt, wobei die eigentliche Gärung in der Flasche nur ca. ein bis zwei Monate dauert, die Reifung jedoch durchaus auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.
Zugleich mit dieser seit dem 17. Jahrhundert bekannten Methode kam auch erstmals die heute übliche Standardflaschengröße von 0,75 Litern in Gebrauch. Denn ein französischer Benediktinermönch und Kellermeister namens Dom Pérignon – heute der Namensgeber einer der berühmtesten Champagnermarken der Welt – hatte schon vor rund 350 Jahren herausgefunden, dass diese Menge ideal für den Verkauf der damals gerade neu aufgekommenen Glasflaschen war: Ein Dreiviertelliter entsprach seinerzeit dem durchschnittlichen und durchaus beträchtlichen Champagnerkonsum eines männlichen Erwachsenen während eines Abendessens.
Zur gleichen Zeit entdeckten findige Kellermeister in Frankreich allerdings auch, dass Champagner und Wein in doppelt so großen Flaschen oft noch deutlich mehr an Qualität und Aromenfülle entwickelten, und der Urahn der Magnumflasche war geboren. Der Grund dafür: je größer das Füllvolumen einer Flasche, desto größer sind auch die physikalischen Vorteile, die sie für die Flaschengärung von Champagner und Sekt oder für die Reifung von Wein bietet. Das bedeutet genauer erklärt: Da eine Magnumflasche mit 1,5 Litern die genau doppelte Flüssigkeitsmenge einer Standardflasche von 0,75 Litern enthält, zugleich allerdings in Relation zur Weinmenge einen wesentlich geringeren Anteil an Luftsauerstoff beinhaltet, findet auch der Sauerstoffaustausch und damit die Reifung und Entwicklung ihres Inhalts langsamer, sanfter und subtiler statt als bei der kleineren, konventionellen Flaschengröße.
Somit bieten Magnumflaschen dem Champagner, Sekt oder Wein doppelt so viel Raum, um sein volles Potenzial zu entfalten. Das Resultat ist oft eine merkbar ausdrucksstärkere Aromenentwicklung und ein spürbar harmonischeres Geschmacksprofil – und das beim selben Ausgangswein. Aus demselben Grund bieten in Magnumflaschen abgefüllte Champagner, Sekte und Weine auch ein noch höheres Potenzial bei der Lagerung und Alterung: Die gleichmäßige Reifung und der geringere Sauerstoffkontakt verringern das Risiko von Oxidationsproblemen und bewahren die Qualität des Weins über Jahre hinweg, weshalb Großflaschen auch besonders attraktiv für Sammlerinnen und Sammler sowie Liebhaberinnen und Liebhaber sind und für all jene, die ihren Weinen eine längere Lager- und Reifezeit gönnen wollen. Zusätzlich sind größere Flaschen durch ihr größeres Füllvolumen weniger anfällig für Temperaturschwankungen, was die Lagerstabilität erhöht. Dies ist für eine längere Aufbewahrung wichtig, da stabile Bedingungen Geschmack und Aromen bewahren.
Neben den verborgenen physikalischen und chemischen Geheimnissen steckt in der Magnumflasche freilich auch noch ganze Reihe an weitaus offensichtlicheren Besonderheiten und Vorteilen. Da ist zum einen natürlich ihre eindrucksvolle Größe, die sie nicht nur bei Tisch und bei festlichen Anlässen zum Blickfang macht, sondern ihr auch als großzügig dimensioniertes Geschenk besonders exklusiven Charakter verleiht. Und zum anderen ist das Öffnen und Genießen einer Magnumflasche selbstverständlich auch im Familien- oder Freundeskreis ein außergewöhnliches gemeinsames Erlebnis, das diese Flaschengröße ideal für größere Tischgesellschaften macht.
Allerdings: Bei einem Gewicht von mehr als eineinhalb Kilogramm bedarf ein möglichst elegantes Ausschenken bereits einer gewissen Übung und Geschicklichkeit – oder auch eines eigenen Flaschenhalters, der ein langsames, wohldosiertes Einschenken ermöglicht. Diese Geräte können entweder als einfache Wippe ausgeführt sein oder auch, insbesondere für echte Weinprofis und die Topgastronomie, als Präzisionsgerät mit beeindruckend komplizierter Kurbel- oder Hebelmechanik, was die Magnumflasche samt ihrer Präsentation im Flaschenhalter umso mehr zu einem außergewöhnlichen Hingucker bei Tisch macht und das Einschenken zu einem besonderen Ritual.
Interessant ist die Anschaffung eines stabilen und für mehrere Größen verstellbaren Flaschenhalters übrigens auch für all jene, die das vielfältige Reich der Großflaschen auch noch über die Magnumflasche hinaus erforschen wollen. Denn mit 1,5 Litern ist die Magnum erst quasi die Einstiegsgröße, die von weitaus wuchtigeren Kollegen noch um ein Vielfaches überboten wird: etwa der sogenannten Jeroboam oder Doppelmagnum mit 3 Litern, der Methusalem bzw. Impériale mit 6 Litern, der Salmanazar mit 9 Litern, der Balthazar mit 12 Litern, der Nebukadnezar mit 15 Litern, der Goliath mit 18 Litern und der Salomon mit 20 Litern.
Diese sämtlich nach mythischen biblischen Königen benannten Flaschengrößen sind übrigens keineswegs nur etwas für Fortgeschrittene, da ihr Lager- und Reifepotenzial mit steigender Flaschengröße zumindest in der Theorie noch weiterwächst, sondern können auch z. B. bei einer größeren Weihnachtsfeier oder Hochzeit für ein besonders exklusives Highlight sorgen. Wenn man z. B. als Berechnungsgrundlage einen Champagner- oder Sektempfang mit 30 Personen heranzieht, benötigt man bei nur zwei Gläsern pro Person gut 12 Flaschen in der üblichen 0,75-Liter-Größe.
Wäre es da nicht eine überlegenswerte Alternative, die Gästeschar zur Abwechslung einmal mit sechs Magnumflaschen zu beeindrucken – oder auch gleich mit einer mächtigen Salmanazar mit 9 Litern, aus der immerhin 60 Gläser ausgeschenkt werden können? Allerdings: Bei der Bewirtung aus Großflaschen sollte man bei Sekt und Champagner einerseits auf gute Vorkühlung der Flaschen achten und auch darauf, dass sie relativ flott ausgeschenkt werden – mit Champagnerresten, die über Stunden hinweg auf dem Boden einer Großflasche schlummern, wird man wohl niemand begeistern können.
Übrigens: Wer denkt, Magnumflaschen wären nur ein exklusives Vergnügen für eine gut gefüllte Brieftasche, unterliegt einem weit verbreiteten Vorurteil: Natürlich hat ein absoluter Spitzenrotwein wie etwa der legendäre „Batonnage“ aus dem renommierten Hause Scheiblhofer im burgenländischen Seewinkel auch im 1,5-Liter-Magnum-Format seinen der Qualität angemessenen Preis. Der nicht minder berühmte „Big John“ aus dem gleichen Haus kann allerdings bereits viel Trinkspaß im Großformat zu einem sehr interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Ähnlich angenehme, weil durchaus leistbare Überraschungen hat auch beispielsweise der exzellente Heideboden aus dem Hause Keringer im Seewinkel parat oder auch für Weißweinfans der opulente Grüne Veltliner Smaragd vom Wachauer Geheimtip-Spitzenweingut Gattinger.
Nicht anders verhält es sich auch bei den prickelnden Großflaschen, denn selbst Top-Champagner wie etwa der Moët & Chandon Brut Impérial oder der Louis Roederer Collection 243 sprengen auch als Magnumflaschen noch keineswegs extrem die Bank und bieten beispielsweise für ein Weihnachtsessen oder eine Silvesterfeier für ca. 4–6 Personen die ideale Champagnermenge im besonders festlichen Großformat. Wer statt der großen, berühmten Marken einmal einen exzellenten Geheimtipp-Champagner probieren möchte, wird beim hervorragenden Henri de Verlaine Brut fündig. Und wenn’s zur Abwechslung z. B. statt Champagner ein eleganter Crémant sein soll, hat das renommierte Elsässer Weingut Arthur Metz mit seinem Crémant d’Alsace Brut, Méthode Traditionnelle in der Magnumflasche genau das Richtige parat.
Wer lieber einem österreichischen Spitzensekt den Vorzug geben möchte, kommt wiederum am Schlumberger Sparkling Brut kaum vorbei, dem Klassiker aus Österreichs ältester Sektkellerei, die ihre Produkte schon seit 1842 nach der bewährten Méthode Traditionnelle aus der Champagne herstellt. Auch in der repräsentativen Magnumflasche entsteht seine feine Perlage während der zweiten Gärung direkt in der Flasche. Sorgfältiges Rütteln der Flaschen sammelt die Hefe im Flaschenhals und wird beim anschließenden Degorgieren (Enthefen) entfernt – ein aufwendiges Verfahren nach Champagnertradition, das den Schlumberger Sparkling Brut zu Recht zu einer heimischen Premiumsektlegende gemacht hat.
Und last but not least hat unser südliches Nachbarland Italien ebenfalls mit einer Schaumweinlegende aufzuwarten, die auch in der Magnumflasche allerbeste Figur macht: den fruchtig frischen Canella Prosecco Valdobbiadene DOCG aus dem gleichnamigen Weingut in San Donà di Piave, fünfzig Kilometer nördlich von Venedig. Nicht von ungefähr ist die Geschichte des Hauses Canella untrennbar mit der Erfindung des berühmten Bellini-Cocktails im Venedig der 1940er-Jahre verbunden, den das Unternehmen heute auch als beliebten Ready-to-Drink-Cocktail produziert. Doch auch für sich alleine zählt der Canella Prosecco Valdobbiadene DOCG zu einem der besten Produkte der Region, das in der Fachpresse regelmäßig mit Höchstnoten bedacht wird – u. a. von US-Weinpapst Robert Parker oder auch von der gestrengen Weinbibel „Wine Enthusiast“.
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