Essen, Mensch und Umwelt: Alles in einem Topf
Nikolaus Prokop

Sie hat gemeinsam mit Jamie Oliver gearbeitet, sie hat für King Charles und Michelle Obama gekocht, und sie hat ein außergewöhnliches Kochbuch geschrieben, das Kochen, Klima und Gesundheit auf genussvolle Weise in einen Topf wirft: die britische Köchin und Autorin Anna Jones. Mit »One – A Greener Way to Cook« liefert sie überzeugende Argumente für den direkten Zusammenhang von gesundem, verantwortungsvollem Genuss und der Bewältigung der Klimakrise – mit ebenso unkomplizierten wie köstlichen One-Pot-Gerichten, die sämtlich in nur einem Kochgefäß zubereitet werden können.

Mit »One – A Greener Way to Cook« hat die britische Food-Autorin, Bloggerin und Köchin Anna Jones ein viel umjubeltes Buch geschrieben, das stellvertretend für einen neuen und stetig wachsenden Trend in der aktuellen Kulinarikliteratur steht: Kochbücher, die sich mit der Klimakrise auseinandersetzen. Lesenswerte und aufschlussreiche Bücher mit Titeln wie »Klimafreundlich essen« oder »Die Ökobilanz auf dem Teller« gibt es zwar mittlerweile zahlreiche. Doch Anna Jones, die sich schon vor Jahren im Team von Jamie Oliver als Mitgestalterin seiner TV-Shows und Bücher einen Namen gemacht hat und die heute mit Bestsellern wie »The Modern Cook’s Year« oder »A Modern Way to Eat« sowie ihrer wöchentlichen Kolumne im »The Guardian« zu Großbritanniens prominentesten Food-Autorinnen zählt, hat für ihr Buch einen besonders außergewöhnlichen und konsequenten Ansatz gewählt.

Denn in »One – A Greener Way To Cook« nimmt sie den ganzheitlichen Begriff »One« durchaus wörtlich und beschreibt auf äußerst anschauliche, informative und vor allem auch köstliche Weise, dass beim Essen tatsächlich alles eins ist und alles mit allem in komplexen Zusammenhängen verknüpft und verbunden ist: Kochen und Klima, Mensch und Umwelt, Ökologie und Konsum, Genuss und Verantwortung, Biodiversität und Ernährungsweise, Gesundheit und Kaufentscheidungen sowie vieles mehr. Die Entscheidung darüber, was wir essen, ist einer der wichtigsten Faktoren, die gleichermaßen über unsere persönliche Gesundheit wie über die Gesundheit unseres Planeten entscheiden, argumentiert Anna Jones und liefert damit ein kraftvolles, inspirierendes Argument, um die oft überraschend große Macht der eigenen Konsumgewohnheiten bei unserer Ernährung neu zu überdenken und zum persönlichen wie zum globalen Vorteil zu nutzen.

Einfachheit ist bei Anna Jones Rezepttipps oberstes Gebot. Denn wie bereits der Titel »One« verspricht, wird nahezu alles in einem einzigen Kochgefäß zubereitet.

Oft ist uns etwa im Alltag und beim Griff ins Lebensmittelregal noch viel zu selten bewusst, dass die agrarische und industrielle Lebensmittelproduktion ein ähnlich großer Faktor beim globalen CO2-Ausstoß ist wie beispielsweise der gesamte weltweite Auto-, Flug- und Güterverkehr. Und noch denken wir viel zu selten darüber nach, dass die richtigen Entscheidungen beim Kauf und Konsum von Nahrungsmitteln sich unter Umständen deutlich einfacher und positiver auf Umwelt und Klima auswirken können als beispielsweise die Anschaffung eines Elektroautos – und das für zumeist sehr leistbare Kosten. Über diesen faszinierenden Unterschied, den die Wahl der richtigen, klug gewählten Zutaten im eigenen Kochtopf auf globaler Ebene machen kann, weiß Anna Jones sowohl aus ökonomischer wie aus kulinarischer Perspektive fundiert Bescheid: Nach ihrem Economics-Studium in Southampton war sie zunächst in der Wirtschaft tätig, ehe sie schließlich als Autodidaktin ihre wahre Kochberufung entdeckte und später als Quereinsteigerin bei Jamie Oliver landete.

Die sieben Jahre bei dem britischen Starkoch hinterließen prägende Eindrücke und sorgten für so manche wichtige Begegnung. Denn neben ihrer Arbeit im TV-Studio kochte Anna Jones unter Jamie Olivers Regie beispielsweise auch im Clarence House für King Charles, ein passionierter Anhänger der Bio-Bewegung. Und als sie bei einem Abendessen in der Downing Street für die Gäste des G20-Gipfels in London kochte, hatte sie Gelegenheit zu einem kleinen Expertinnenplausch auf höchster Ebene mit First Lady Michelle Obama. »Mein Gespräch mit ihr war ein besonderes Highlight, denn Essen und Gesundheit sind große Themen bei ihr«, wie sie sich auch heute noch gerne erinnert. Anna Jones akademischem Background und ihren vielfältigen Erfahrungen und Inspirationen ist es daher unter anderem zu verdanken, dass »One – A Greener Way to Cook« nicht einfach nur ein Kochbuch ist, das nachhaltige One-Pot-Gerichte präsentiert, die sich mit nur einem Topf, einer Pfanne oder einem Backblech so unkompliziert wie möglich zubereiten lassen, sondern noch weitaus mehr.

Denn das Buch basiert u. a. auf der 2019 erschienenen Studie »On the multiple environmental aspects of food and health« der Oxford University, die auf eindrucksvolle Weise den direkten Zusammenhang zwischen ungesunder Fehlernährung und Klimawandel unterstreicht. Die ebenso alarmierende wie einleuchtende Kernbotschaft: Was dem Menschen schadet, schadet dem Planeten – und umgekehrt. Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher die Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen von fünfzehn in der westlichen Ernährung üblichen Grundnahrungsmitteln und kamen zu dem Schluss, dass insbesondere Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte einen äußerst vorteilhaften Doppeleffekt haben: Sie sind sowohl für den Schutz von Klima und Wasserressourcen hervorragend geeignet als auch zur Vorbeugung der häufigsten und gefährlichsten ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten. 

Zu diesen direkt für den Menschen äußerst bedrohlichen Folgen einer Fehlernährung kommen noch die indirekten Gefährdungen durch die erschreckenden Auswirkungen auf die Umwelt: Derzeit emittiert die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion etwa 30 % der weltweiten Treibhausgase, nimmt etwa 40 % der Landfläche der Erde ein, bedingt u. a. durch Chemikalien- und Stickstoffdüngerverschmutzung tiefgreifende Veränderungen der globalen Ökosysteme und der Wasserqualität und ist neben vielen weiteren negativen Umweltauswirkungen für etwa 70 % der Süßwasserentnahmen der Erde aus Flüssen, Stauseen und Grundwasserressourcen verantwortlich.

»One – A Greener Way To Cook« will freilich seinen Leserinnen und Lesern keineswegs den Appetit mit erschreckenden Endzeitszenarien verderben, sondern ganz im Gegenteil zum ebenso wirkungsvollen wie genussvollen Handeln in der eigenen Küche inspirieren. Und das tut Anna Jones neben vielen spannenden und aufschlussreichen Detailinformationen zu den fatalen Fehlentwicklungen unserer Ernährungsgewohnheiten (u. a. auch bei Biodiversität, Transportmeilen und zahlreichen anderen Themen) und zu zukunftsweisenden Ideen und Gegenstrategien vor allem mit nicht weniger als köstlichen 200 One-Pot-Rezepten sowie unzähligen Tipps und Tricks (u. a. auch zu Abfall- und Plastikvermeidung und Energiesparen) zu einer ebenso umweltverantwortlichen wie genussvollen und gesunden Ernährung, mit der man auf unkomplizierte Weise den entscheidenden, positiven Unterschied für sich selbst und den Planeten machen kann.

Einfachheit ist bei ihren Rezepttipps oberstes Gebot, denn wie bereits der Titel »One« verspricht, wird nahezu alles in einem einzigen Kochgefäß zubereitet: Von Suppen, Eintöpfen, Currys, Pasta, Reisgerichten und Risotti über Omeletts, Cakes und Kuchen, Aufläufe, Schmor- und Ofengerichte, Snacks und Streetfood bis zu Salaten, Saucen, Dips und Dressings sowie natürlich auch zahlreichen verführerischen Desserts reicht das breit gefächerte Spektrum. Bei der bunten, internationalen Rezeptauswahl klingt immer wieder auch sehr deutlich durch, dass sich Anna Jones als multikulturell orientierte Londonerin zugleich auch als weltoffene Kosmopolitin versteht: Eine große Vielfalt an indischen, asiatischen, fernöstlichen, levantinischen, orientalischen und mediterranen Einflüssen verschmilzt hier harmonisch mit europäischen und auch britischen Traditionen – z. B. wenn ein klassisch englischer Shepherd’s Pie gemeinsam mit typisch indischen Saag Aloo-Spinatkartoffeln zu einer gelungenen Synthese von altbewährtem britischen Comfort-Food mit neuen exotischen Inspirationen verschmilzt oder wenn orientalischer Pilaw nicht mit Reis, sondern mit Quinoa zubereitet wird und mit schwarzen Bohnen, Limette und Jalapeño-Chilis plötzlich zur kreativen All-In-One-Mahlzeit an der köstlichen Schnittstelle zwischen arabischen und mexikanischen Inspirationen gerät.

Ein wenig Hippie-Spirit würde durchaus auch in ihr stecken, lacht Anna Jones gerne in Interviews – und damit erklärt sich auch die unbefangene und geschmackssichere Offenheit, mit der sie kulturelle Einflüsse ohne festgefahrene Regeln kombiniert und zum kreativen Neuentdecken von altbekannten ebenso wie von ausgefallenen Zutaten einlädt. Ob Süßkartoffeln mit Ingwer und Kokos, Auberginen mit Erdnüssen und rosa Zwiebeln, Udon mit Kurkuma und Ingwer oder auch Milchreis mit erstaunlich delikaten Miso-Salzkaramellaromen – erlaubt ist alles, was gefällt und schmeckt und was Mensch und Natur bei einem faszinierenden Kochbuchausflug in die unterschiedlichsten Genusskulturen dieser Welt gleichermaßen guttut. Denn wenn es nach Anna Jones geht, sitzen wir für die Zukunft unseres Planeten alle gemeinsam in einem Topf.

Zutaten erhältlich bei METRO.

Aubergineneintopf mit Erdnüssen & rosa Zwiebeln

One Pot 40 Minuten

Zubereitung:

Die Erdnüsse in einer hitzebeständigen Schüssel mit 500 ml kochendem Wasser übergießen und beiseitestellen. Einen großen Topf auf maximaler Stufe erhitzen, die gewürfelten Auberginen hineingeben und ohne Fett rundherum bräunen; regelmäßig wenden, damit sie gleichmäßig Farbe annehmen – das dauert 5 bis 6 Minuten. Je nach Größe des Topfes eventuell portionsweise vorgehen. Anschließend sämtliche Auberginen wieder in den Topf geben, das Öl hinzufügen und das Gemüse weitere 5 Minuten braten. Bei Bedarf weiteres Öl zugießen. Als nächstes die Zwiebelstreifen untermengen und bei mittlerer Hitze 10 Minuten garen, bis sie weich sind.

Gewürze, Lorbeerblätter und Korianderstängel unterrühren und 1 Minute anschwitzen. Die stückigen Tomaten und das Tomatenmark dazugeben und ebenfalls einige Minuten angehen lassen. Ab und zu umrühren, damit die Mischung nicht ansetzt.

Den größten Teil der Chilischote und die Gemüsebrühe hinzufügen, die abgetropften Erdnüsse einrühren und alles bei mittlerer Hitze 10 bis 15 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce sämig ist.

Inzwischen die rote Zwiebel schälen, so dünn wie möglich in Streifen schneiden und in eine Schüssel geben. Den Zucker oder Honig und den Rotweinessig zugeben und mit den Händen in die Zwiebeln einmassieren. Zuletzt die restliche Chilischote und die Korianderblätter untermengen.

Sobald der Eintopf fertig ist, die Erdnussbutter unterrühren. Die Zwiebeln abtropfen und die Flüssigkeit esslöffelweise unter den Eintopf ziehen, bis die Säure geschmacklich zusagt. Falls das Ganze zu dick ist, noch etwas heiße Brühe oder Wasser zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, in Schalen schöpfen und mit den rosa Zwiebeln und Koriandergrün garnieren. Dazu Reis oder Fladenbrot servieren.

Zutaten für 4 Portionen

150 g ungesalzene Erdnusskerne mit Haut
2 mittelgroße Auberginen, gewürfelt
2 EL Erdnussöl
2 Zwiebeln, geschält und in dünne Streifen geschn
1 TL Koriander, gemahlen
1 TL Paprikapulver, geräuchert
1 TL Cayennepfeffer oder Chilipulver
2 Lorbeerblätter
1 kl. Bund Koriandergrün, Blätter abgezupft, Stängel gehackt
6 Tomaten, grob gewürfelt, oder 1 Dose stückige Tomaten (400 g)
3 EL Tomatenmark
1 rote Chilischote, fein gehackt
500 ml Gemüsebrühe
3 EL Erdnussbutter
Salz & frisch gemahlener Pfeffer

Für die rosa Zwiebeln:
1 rote Zwiebel
3 EL feiner Zucker oder Honig
2 EL Rotweinessig

Zum Servieren:
Basmatireis oder Fladenbrot
1 kl. Bund Koriandergrün, gehackt, zum Garnieren

gourMETRO
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Fotocredits: StockFood / News Life Media, Issy Croker

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