Seit drei Jahrzehnten sorgt das internationale Fairtrade-Netzwerk auch in Österreich für faire und nachhaltige Bedingungen beim Anbau und beim Handel von Produkten aus Ländern des Globalen Südens. Der Kaffee von Fairtrade als ältestes und wichtigstes Pionier-Produkt der Initiative – denn in Österreich werden heute täglich rund 1,5 Millionen Tassen Fairtrade-Kaffee getrunken.
Die Idee, Kaffee und Alkohol gemeinsam in einem Drink zu kombinieren, ist grundsätzlich alles andere als neu. Denn schließlich zählen beide zu den beliebtesten Genussmitteln der Welt, mit einer Geschichte, die bei alkoholischen Getränken über 7.000 Jahre zurückreicht und beim Kaffee in der westlichen Zivilisation immerhin ebenfalls schon ein halbes Jahrtausend. Kein Wunder also, dass die Idee des „Kaffee mit Schuss“ in vielen Ländern und Kulturen schon lange Tradition hat, in Italien etwa als mit Grappa aufgezwirbelter Caffè Corretto, in Spanien und Kuba als Carajillo mit Rum oder Weinbrand, in Frankreich als Café Brûlot mit Cognac, in Norddeutschland als sogenannter Schwaten mit einem Schlückchen Korn in der Tasse und auch hierzulande als eher nostalgisch behafteter Fiaker, ein großer Mokka mit Sliwowitz und nicht zu wenig Zucker.
Von der hohen Kunst des Cocktailmixens mit Kaffee sind diese eher simplen Mischungen allerdings weit entfernt – vor allem auch, da ein Cocktail nun einmal kein Heißgetränk ist und auch ein mit Whisky und Obers zubereiteter Irish Coffee eher in die Kategorie flüssiges Dessert als erstzunehmender Bar-Drink fällt. Als einer der Pioniere des tatsächlichen, modernen Kaffeecocktails gilt daher der Brite Dick Bradsell, der in den achtziger und neunziger Jahren in legendären Londoner Bars wie dem Detroit, dem Quo Vadis, dem Atlantic Bar and Grill oder in Damien Hirsts Pharmacy einen bis heute beispielgebend kreativen Cocktailstil prägte. Ihm wird auch die Erfindung des Nineties-Kult-Cocktails Espresso Martini nachgesagt, dessen Entstehung angeblich darauf zurückzuführen ist, dass Supermodel Kate Moss eines Abends leicht angeschlagen am Bartresen lehnte und nach einem alkoholischen Muntermacher verlangte. Bradsell überlegte nicht lange und shakte zwei Teile Wodka mit einem Teil kräftigem Espresso sowie etwas Kaffeelikör und Zuckersirup auf Eis, servierte den Drink mit einigen Kaffeebohnen garniert in einer Cocktailschale – und voilà, der bis heute beliebte Kaffeeklassiker unter den Wodkadrinks war geboren.
So simpel das Rezept, so entscheidend ist freilich beim Mixen mit Kaffee die Qualität und Frische des zubereiteten Espressos und auch ein gewisses Fingerspitzengefühl beim Timing. Denn einerseits darf selbstverständlich kein brühheißer Espresso direkt aus der Maschine im Cocktailshaker landen, da er das Eis zu sehr schmelzen und den Drink ungenießbar verwässern würde. Andererseits ist Kaffee allerdings auch eine heikle Zutat, die sich nicht ohne Weiteres auf Vorrat zubereiten und längere Zeit gekühlt aufbewahren lässt: Wird fertig zubereiteter Kaffee zu lange gelagert, können die enthaltenen aromatischen Öle beim Kontakt mit dem Luftsauerstoff schnell oxidieren und einen unangenehm bitteren oder gar sauren Geschmack verursachen.
Abhilfe bei diesem Problem schaffen die durch den Third-Wave-Coffee-Trend immer beliebter werdenden alternativen Cold-Brew- oder Cold-Drip-Zubereitungen, bei denen der gemahlene Kaffee nicht heiß aufgebrüht, sondern mit kaltem Wasser bis zu einem Tag lang langsam aufgegossen wird. Die entscheidenden Vorteile, die Cold-Brew- und Cold-Drip-Kaffee zum Mixen ideal geeignet machen: Die sauren und bitteren Anteile der Kaffeearomen werden bei der kalten Zubereitungsweise nicht extrahiert, während andere Aromaanteile durch die lange Ziehzeit umso komplexer und angenehmer hervortreten. Der Kaffee schmeckt daher sehr körperreich, lässt den natürlichen Charakter der verwendeten Kaffeebohnensorte sehr genussvoll hervortreten und enthält überdies auch deutlich mehr Koffein. Zudem kann Cold-Brew- und Cold-Drip-Kaffee problemlos auf Vorrat zubereitet werden und ist gekühlt einige Tage haltbar. Und da bei kalten Kaffeezubereitungen grundsätzlich der Menge des verwendeten Kaffees keine Grenzen gesetzt sind, kann auch bei der Konzentration und Stärke der eigenen Cold-Brew- und Cold-Drip-Rezeptur kreativ experimentiert werden.
Wer mit hausgemachten Cold-Brew- und Cold-Drip-Extrakten zu mixen beginnt, wird übrigens die überraschende Feststellung machen, dass Kaffeearomen keineswegs nur mit eher konventionellen Kaffeecocktailzutaten, wie z. B. süßen Likören oder Rum, harmonieren, sondern auch ganz ausgezeichnet mit kontrastierenden fruchtigen Aromen oder sogar Säure- und Zitrusnoten kombinierbar sind. Bereits ein simpler Gin Tonic gewinnt mit ca. 10 ml Cold Brew Coffee einiges an Raffinesse, ein klassischer Negroni wird durch eine dezente Espressozugabe zum aromatischen Wunderwerk, und sogar mit einer Kaffeekomponente erweiterte Sours überraschen mit einer erstaunlichen Harmonie von herben, fruchtigen und süßen Aromen. Auch Kombinationen mit Portwein, Sherry, Vermouth oder sogar dunklen Bieren laden zum kreativen Experimentieren ein – wer etwa je einen Guinness Martini (Stout-Bier, Rum, Vodka, Kakaolikör, Cold Brew oder Espresso) probiert hat, weiß, welch faszinierendes und vielfältiges Potenzial in Kaffee als Cocktailzutat schlummert.
Zutaten erhältlich bei METRO.
Cocktail 10 Minuten
1 Alle Zutaten in einem Shaker kurz und kräftig auf Eis shaken.
2 Ein Old-Fashioned-Glas mit einer großen Eiskugel oder einem Eisblock darin vorbereiten. Drink ins Glas abseihen, mit einer (evtl. geflämmten) Orangenzeste garnieren.
10 cl Monkey Shoulder Scotch Whiskey
6 cl gut gekühlter Espresso (oder Cold-Brew Extrakt)
2 TL Zuckersirup
4 Dashes Angostura Orange Bitter
Eiswürfel
Orangenzeste
Zutaten erhältlich bei METRO.
(Dick Bradsells Originalrezept)
Cocktail 10 Minuten
1 Alle Zutaten in den Shaker geben. Mit Eiswürfeln auffüllen und 15 Sekunden lang kräftig schütteln.
2 In eine vorgekühlte Cocktail-Coupette abseihen, mit drei Kaffeebohnen garnieren.
12 cl Stolichnaya Vodka
6 cl gut gekühlter Espresso (oder Cold-Brew-Extrakt)
5 cl Kaffeelikör
einige Dashes Zuckersirup (optional)
Fotocredits: beigestellt, Stock Foods, Shutterstock, Unsplash, Pexels